Bei Koller in Zürich wurde vor kurzem folgende Zeichnung verkauft:
DANIELE DA VOLTERRA (UMKREIS)
Michelangelo Buonarroti, Kampf um die Seele (Figurengruppe aus dem Jüngsten Gericht)
(…) Kopie nach, Rötelzeichnung/Papier, unsigniert, wohl um 1700, rückseitig von unbekannter Hand in Tusche bezeichnet „appartit M Leroy“ (Eigentum Monsieur Leroy), zeichnerisch präzise Kopie nach der Gruppe eines um zwei Seelen ringenden Engels aus der weltberühmten Komposition des Jüngsten Gerichts in der Sixtinischen Kapelle im Apostolischen Palast (Vatikanstaat) (…) stark vergleichbar mit der Kopie der ebenfalls aus dem Jüngsten Gericht stammenden Figur des Heiligen Bartholomäus in der Sammlung des Kupferstich-Kabinetts der Hamburger Kunsthalle (Inv. Nr. 21193), altersgemäß guter Zustand, staubrandig, leicht angebräunt und mit dezenten Stockflecken, Träger leicht wellig, Darstellung 59 x 43 cm (HxB), hinter Glas, gerahmt, Rahmenbreite 9 cm
Wie man sieht hat sich das Auktionshaus die Mühe gemacht explizit auf den Entstehungsort hinzuweisen und den potentiellen Käufer darüber aufzuklären, daß es sich um eine Kopie handelt, die ca. 150 Jahre nach der Fertigstellung des Freskos entstanden sein könnte. Mehr hätte man kaum machen können, um in einer kurzen und knappen Beschreibung das Wichtigste darüber zu sagen. Das Interesse wird also nicht nur mit leichten Andeutung entfacht, wie es bei Koller der Fall ist.
Nun ist an der Zuschreibung des Auktionshauses Koller an den Umkreis des Daniele da Volterra für die kreuztragende Rückenfigur zwar prinzipiell nichts auszusetzen, doch wenn man sich den hl. Bartholomäus aus der Sammlung des Kupfersich-Kabinetts in Hamburg einmal anschaut, welchen das Auktionshaus in Quedlinburg dankenswerterweise erwähnt hat, dann stellt man fest, daß man es auch hier es einstmals versucht hat die Zeichnung mit einem Künstlernamen zu verbinden. Allerdings hat man es eventuell dann aber bleiben lassen. Kopien entziehen sich in der Regel einer Zuschreibung an einen Künstler. Selbst eine Datierung ist durch solche Umstände schwierig, weil sie sozusagen „zeitlos“ sind.
Trotzdem hat die Erwähnung des Namens Daniele da Volterra bei Koller gezogen. Von 800 CHF wurde die Zeichnung auf über 21.000 CHF angehoben. Kein schlechte Wertsteigerung für eine Zuschreibung. Anscheinend hat ein Käufer ein wenig mehr als nur eine reine Arbeit aus dem Umkreis des Daniele da Volterra gesehen. Wollen wir mal hoffen, daß es bei diesem Preis längerfristig nicht zu einer Enttäuschung kommt.