Er war wortwörtlich ein „großes Tier“: Richard Benno Adam. Sein Ruhm verdankt er seiner Fähigkeit Tiere (vor allem Pferde) zusammen mit Menschen von Rang in allen Lebenslagen zu malen. Dies ist insbesondere beim ehemaligen Kaiser Wilhelm II gut angekommen, den er hoch zu Ross in Uniform während des Ersten Weltkrieges portraitierte. Zweifellos werden sie sich gut über Pferde unterhalten haben, denn von Wilhelm der Ausspruch überliefert: „Ich glaube an das Pferd. Das Automobil ist eine vorübergehende Erscheinung.“ Wenn man die Bilder von Adam so sieht, dann könnte man fast daran glauben.
Auf den ersten Blick scheint das vorliegende Bild, welches kürzlich auf einer Auktion (Auktionshaus Mehlis, Plauen) verkauft wurde, damit nichts zu tun zu haben. Dies liegt daran, dass wir von dem Bild nur einen Ausschnitt sehen. Nun ist das Bild nicht etwa beschnitten, es handelt sich vielmehr um eine Detailstudie zu einem viel größeren Gemälde. Dies zeigt schon der lockere Pinselduktus, der fast „impressionistisch“ daher kommt. Dabei ist ihm eine hervorragende Momentaufnahme eines sich offensichtlich in einer angespannten Situation befindenden Mannes gelungen.
Bei dem Mann handelt es sich um einen Knecht, der gerade einen Ausfallschritt macht. Sein Mund ist geöffnet, als ob er etwas vor lauter Überraschung herausschreien will. Die rechte Hand ist erhoben und hält ebenso wie die nach unten zeigende Linke eine – na was wohl – Trense. Das dazugehörige Pferd können wir nicht sehen, aber das war auch nicht der Gegenstand dieser Übung.
Die Detailstudie auf Karton misst 54 x 39 cm. Wenn schon die Studie so groß ist, dann muss die Gesamtkomposition recht beeindruckende Ausmaße aufweisen. Leider ist das dazugehörige Bild mir nicht bekannt. Es muss allerdings wichtig sein: Denn dreht man den Karton um, dann findet man einen Aufkleber der Firma Franz Hanfstaengel, ein berühmter Münchner Kunstverlag seiner Zeit. Dieser hatte die Skizze offensichtlich beim Künstler angefordert um sie abzufotografieren. Hanfstaengel-Fotografien erschienen in vielen Kunstmagazinen und so besteht eine große Wahrscheinlichkeit, dass die Skizze ebenfalls publiziert wurde. Höchstwahrscheinlich im Zusammenhang mit dem dazugehörigen Gemälde.
Interessant ist, dass die Skizze per Post zurückgeschickt wurde. Man könnte denken, dass hier spezielle Vorkehrungen für einen beschädigungsfreien Transport getroffen wurden, insbesondere da es ja an den Künstler höchstpersönlich adressiert wurde. Doch weit gefehlt. Immerhin ist das Bild auf einen stabilen Karton gemalt worden. So wurde einfach ein Adresszettel auf die Rückseite geklebt; die Post setzte noch ihren Paketzettel dazu und schrieb mit blauer Kreide die Nummer des Zustellpostamtes darauf; fertig. So einfach kann man Kunst verschicken! Den Künstler hat es offensichtlich nicht weiter gestört, denn das Ganze ist ja in einem Stück angekommen. Vielleicht hat er seine Studie nach dem Empfang einfach zur Seite gestellt und vergessen. Nach seinem Tod kam dann noch ein Nachlasstempel, veranlasst durch der Witwe des Malers (Original / von Benno Richard Adam / Nachlass) hinzu. Damit hat sie uns die Zuordnung zum richtigen Künstler einfach gemacht. Herzlichen Dank dafür.
Auch wenn man heutzutage über den sorglosen Umgang mit dem Bild nur den Kopf schütteln kann, es sind unschätzbare Hinweise um die Geschichte dieses Kunstwerkes zu erzählen.