Manchmal ist es nicht schwer einen Namen zu einem Bild zu finden. Beschrieben wurde es als:

 

 

                                        Bild: Bertolami Fine Arts

 

 

ROMAN SCHOOL, second half of the 17.th century, Portrait of a Lady, oil on canvas.

RÖMISCHE SCHULE, zweite Hälfte des 17. Jh., Bildnis einer Dame, Öl auf Leinwand.

 

Angeboten wurde es bei Bertolami Fine Arts aus Rom bei deren 79. Auktion am 02.07.2020 unter Los 175.

 

Wenn man schon in Rom als Auktionshaus ansässig ist, dann liegt es auch nahe hinter dem Autor des Bildes einen vor Ort tätigen Maler zu vermuten. Immerhin gab es an Künstler über die Jahrhunderte gesehen keinen Mangel in der Stadt am Tiber. Eine ungefähre Einordnung in die zweite Hälfte des 17. Jahrhunderts ist durch den Stil der Frisur, wie sie zu Zeiten Ludwig XIV in Mode war, gegeben.

 

Die Portraitmaler in Rom des 17. Jahrhunderts sind  keine Unbekannten und in dem mehrbändigen Monumentalwerk: Pittura di Ritratto a Roma. Il Seicento, von Francesco Petrucci auch hervorragend dokumentiert. Bestimmt steht das Werk im Bücherregal eines jeden römischen Auktionshauses.

 

Durchschmökert man Band III, den Abbildungsband, dann stößt man auf den Maler SIMON DUBOIS. Gebürtig aus dem heutigen Belgien war er eine Zeit lang in Rom tätig. Aufgrund seiner „nordischen“ Ausbildung hat er bevorzugt Bilder im Ovalformat gemalt, was bei seinen italienischen Kollegen eher ungewöhnlich ist. Vom malerischen Standpunkt her kann ebenfalls als „nordisch“ gelten: Während das Gesicht höchst detailiert und realistisch gemalt ist, bleibt der Oberkörper eher summarisch ausgeführt, wobei eine lockere Pinselführung vorherrscht. Hinzu kommt, dass er offensichtlich eine Vorliebe für Perlenohrringe und Perlenhalsbänder besessen hat und diese auffällig oft in seinen Werken vorkommen.  Äußerst charakteristisch sind auch seine Nasen ausgefallen, wie eine weitere Beispielsabbildung zeigt:

Bild: Wikimedia Commons

 

Portrait des JOSIAH DIDSTON, signiert und datiert 1683, verkauft bei Bonhams in London im Jahre 2009. Sehr schön zu sehen ist die kleine helle Stelle auf der Nase bei der mit weißer Farbe ein Lichtreflex nachgeahmt wird. Ebenfalls gut vergleichbar ist der dunkle, jedoch leicht erhellte Hintergrund, vor dem die Personen portraitiert sind.

 

Man hätte dem Kind respektive der Dame durchaus einen Namen geben können. Trotzdem hat das Auktionshaus darauf verzichtet. War das Absicht? Verkauft sich ein Bild nicht besser mit einer Zuschreibung?  – Jein, nicht unbedingt. Das Herrenportrait ist zwar signiert und datiert, hat aber gerade einmal 1800 Pfund inklusive Zuschlag gebracht, was bei dem Können des Malers ein Schnäppchenpreis ist. Andere Bilder in dieser Qualität bringen deutlich mehr.

 

Und hier beginnt das Problem: Hätte man dem Damenportrait einen Namen gegeben, dann hätte man sich aus der Deckung gewagt und damit auch einen Preis festgelegt, der für jeden via Internet zu ermitteln gewesen wäre. Schreibt man aber keinen Autor hin, dann wird es ungleich schwerer einen Marktpreis zu ermitteln. So bleibt es dem potentiellen Käufer überlassen wieviel „Luft nach oben“ er in dem unentdeckten Meisterwerk sieht. Ein Meisterwerk ist das Bild zweiffellos, doch ob vorher wirklich keiner auf einen Namen gekommen ist, wage ich einmal zu bezweiflen. Der Ausrufpreis von 1700 Euro zeigt, dass man sich nahe am Preisgefüge für einen Simon Dubois orientiert hat.

 

Allerdings ist keiner auf das vermeintliche Schnäppchen reingefolgen. Das Bild blieb unverkauft. Damit bleibt dem Einlieferer wenigstens ein Trost: Es taucht in den einschlägigen Preisdatenbanken unter dem Stichwort: Dubois, Simon nicht als „unverkauft“ auf.