Ach, wenn der Sieger von Trafalger, Admiral Horatio Nelson, das geahnt hätte eines Tages als Franzose, oder spöttisch ausgedrückt als „frog“, zu enden! So passiert in der Beschreibung einer bei Neumanns Auktionen in Celle angebotenen Miniatur:
Fein gemalte Miniatur eines französ. Offiziers der Napoleon Truppen; ca. 8,5 x 6,5 cm; unsignierte akademische Malerei, Eitempera auf………? Aufwändig gestalteter Messingrahmen; vorderseitig mit Samt bezogen. Mittig in ovalem Rahmen das Portrait hinter Glas gerahmt; dieser beigegeben, max. Außenmaß ca. 19 x 14 cm.
Zugegeben: Die blaue Uniformjacke und der rote Kragenaufschlag; das sind zumindest im 19. Jh. Allerweltsfarben und passt zu fast jedem kontinentaleuropäischen Heer der Zeit. Britische Armeeoffiziere und Mannschaften trugen zu dieser Zeit hingegen meist rote Uniformen, weswegen sie auch „Rotjacken“ oder der britische Marinesoldat auch „Lobster“, also Hummer, genannt wurden. Dies galt allerdings nicht für die Royal Navy. Dies trug eben blaue Uniformen mit goldenen Epauletten.
Das Bild ist übrigens eine Kopie nach dem von Lemuel Francis Abbott 1797 gemalten Bildnis, dessen beste Version sich heute in der National Portrait Gallery in London befindet:
Und überhaupt: Schon der große Bruststern und der um den Hals hängende Medaillon hätte die hochgestellte Persönlichkeit erahnen lassen können, die hinter dieser Darstellung steckt. Bei dem Bruststern handelt es sich um den „Order of the Bath“, der auch heute noch existiert sowie um die „Naval Gold Medal“, die um seinen Hals hängt. Diese wurde von 1793 bis 1815 verliehen. Nelson bekam sie für seine Verdienste in der Seeschlacht von Kap St. Vincent überreicht, wo er erfolgreich zwei spanische Schiffe geentert hatte.
Eigentlich hätte das Auktionshaus durchaus auf einen englischen Kontext kommen können. Immerhin war Celle 2012 der letzte Standort, den britische Truppen in Deutschland räumten. Zugegeben: Das der Kopist dem Admiral auch noch einen roten Kragenaufschlag verpasst hat, hat die Entzifferung jetzt nicht gerade leichter gemacht. Trotzdem: Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute so nah liegt?