Bilder mit vielen Figuren üben doch immer wieder eine seltsame Anziehungskraft aus, insbesondere wenn man den Eindruck hat vor sich ein Wimmelbild von Ali Mitgusch zu haben.  Will man den antiken Götterhimmel genauer kennen lernen, dann sollte man hier genauer hinschauen. Etwas genauer hätte man auch bei Bassenge in Berlin durchaus hinschauen können um eine Zuschreibung zu finden. Vielleicht wollte man es aber einfach nur spannender für den potentiellen Kunden machen sich selbst eine Meinung zu bilden:

 

Los 6002

Flämisch, um 1600; Mars und Venus, von Vulkan überrascht. Öl auf Holz55 x 73cm

 

So der offizielle Titel des Bildes. Vulkan ist mit Venus verheiratet; die Göttin der Liebe aber hat sich ein kleines Stelldichein mit Mars gegönnt. Der gehörnte Ehemann Vulkan sinnt natürlich auf Rache, erwischt die beiden in flagranti und macht ihr Liebesverhältnis öffentlich – indem er den gesamten Götterhimmel dazu einlädt über die beiden zu spotten.

 

Nun kann man sich wirklich fragen: Bassenge hat den Titel des Bildes richtig benannt; es hat die Region (Flandern) richtig benannt; warum hat man dann nicht auch einen Namen dazu geschrieben? Immerhin kommen im 17. Jh. nicht viele Maler in Frage, die auf derartige vielfigurige mythologische Szenen spezialisiert sind. Ein kennt man: den in Italien ausgebildete Peter Paul Rubens, der andere ist Hendrik van Balen. Van Balen war zwar auch im Süden gewesen, doch ist schlussendlich bei ihm stilistisch etwas ganz anderes dabei herausgekommen. Jeder zieht eben andere Lehren aus seinem Leben beziehungsweise seiner Ausbildung.

 

Van Balen gehört zu den sogenannten Kabinettmalern, d.h. er war auf kleinformatige Szenen, bevorzugt auf Kupfer, spezialisiert. Kein Wunder, dass er dabei ziemlich ins Detail gegangen ist. Und weil er damit einigen Erfolg hatte, ist beispielsweise vorliegende Komposition auch öfters wiederholt worden, wobei das Original sich heutzutage auf Schloß Rájec in Tschechien befindet und im Oeuvrekatalog über den Maler (Bettina Werche, Hendrick van Balen: ein Antwerpener Kabinettmaler der Rubenszeit) unter der Nummer 99A gelistet ist.

 

Zugegeben: Die Komposition ist im Internet auch unter dem Namen Hans Rottenhammer gelistet, doch wir wissen doch alle: Man darf nicht alles glauben, was im Netz steht!

 

Angesetzt war das Bild bei 3000 €. Ein wenig „Luft nach oben“ war das Bild dem Käufer dann doch wert, so daß es für über 13.000 € schließlich verkauft wurde.