Um ein Bild zu verkaufen, kann man ja auf so manche Verschleierungstaktik verfallen. Allerdings sollte man dann auch richtig seine Spuren verwischen, was bei Losbeschreibung bei der letzten Altmeister-Auktion bei Hampel am 24. September leider ein wenig in die Hose gegangen ist:

 

 

Bild: Hampel Auktionen München

 

Schule des Raffael, Ende des 16. Jahrhunderts
MADONNA DEL SACCO

Öl auf Leinwand. Doubliert.
134 x 71 cm.

 

Will man ein wenig mehr über das Gemälde erfahren, dann gebe man einfach „Madonna del sacco“ in eine x-beliebige Suchmaschine ein. Wenn man dann dies getan hat, dann landet man nicht bei einer Auswahl von Werken Raffaels sondern seines Lehrmeisters Pietro Perugino. Und wenn man dann noch genau hinschaut merkt man, daß unter dieser Bezeichnung genau nur ein Bild in Frage kommt und zwar ein Triptychon, der in der Certosa von Pavia aufbewahrt wird. Zwar ist Perugino dafür berüchtigt einmal gefunde kompositorische Lösungen mehrmals identisch zu wiederholen, so daß weitere Versionen der Madonna del Sacco bekannt sind. Allerdings keine weitere mit drei Engeln über der Madonna, so daß man ziemlich sicher sein kann, welches Bild hier kopiert wurde:

 

 

Bild: Wikimedia commons

 

 

Nun weiß es auch Hampel, daß es sich hier lediglich um eine Kopie handelt, denn dem aufmerksamen Leser ihres Auktionskataloges haben sie dazu einen Hinweis gegeben: Ende des 16. Jh.  Zu diesem Zeitpunkt sind Perugino und Raffael allerdings schon längst gestorben; so haben wir etwa letztes Jahr den 500 Todestag von Raffael begangen. Daher von einer „Schülerarbeit“ zu sprechen, die Jahrzehnte nach dem Tod des Meisters entstanden sein soll, ist schon alleine deswegen ein wenig unwahrscheinlich. Auch eine erfolgreiche Werkstatt wie die eines Raffaels wird kaum über dessen Tod hinaus bestand gehabt haben.

 

Allerdings kommt dem Bild ein dokumentarische Charakter zu. Der Kopist malte das Bild bevor seine Vorlage zu einem unbekannten Zeitpunkt unten beschnitten wurde. Dem Original fehlt daher heutzutage große Teile des Kissens, auf dem das Christuskind liegt.

 

Immerhin fand das Gemälde einen Käufer, der stolze 12.500 Euro plus Aufgeld dafür bereit war auszugeben. Auch ist das Bild nicht gerade im besten Zustand, so daß es noch restauriert werden muß. Und da sage noch einer, daß Kopien heutzutage keiner mehr haben will…