Das Jahr 2021 für Altmeister fängt gut an: Am 28. Januar wurde ein Botticelli für $92 Millionen versteigert. Ein großer Erfolg und für Sotheby`s ein gutes Geschäft. Es zeigt mal wieder, daß große Namen, egal wie alt sie sind, immer noch ziehen. Angeblich soll das Bild von dem Einlieferer vor ungefähr 40 Jahren für 800.000 Pfund gekauft worden sein. Keine schlechte Wertsteigerung.

 

Viel weniger Aufmerksamkeit hat zwei Tage zuvor ein bei der Konkurrenz verkauften Bild bekommen. Kein Wunder, der Maler ist auch bei weitem nicht so bekannt. Es handelt sich um ein Bild von Jan Massys. Und wenn er auch nicht in der gleichen Preisliga wie Botticelli mitspielt, so hat er mit ihm gemein ebenso ästhetisch wunderschöne Darstellung von Personen zu malen:

 

Bild: Auktionshaus Christie`s

Wer von Jan Massys noch nichts gehört hat, dem sagt möglicherweise der Name seines viel berühmteren Vaters, Quentin etwas. Dessen groteske, alte Frau in der National Gallery in London ist das Gegenteil von dem hier gezeigten Schönheitsideal:

 

 

 

Tja, doch schon ein ganz „schöner“ Kontrast. Doch bleiben wir bei Sohnemann Jan. Oben vorgestelltes Bild wurde für $500.000 verkauft. Und das ist schon bemerkenswert. Eigentlich werden Bilder von ihm um die $150.000 gehandelt, doch ist hier ein echter Ausreißer nach oben zu verzeichnen.

 

Solche „Ausreißer“ kommen immer wieder vor, insbesondere wenn es ein Bild von hoher Qualität ist. Hinzu kommt, daß es eine Neuentdeckung ist; ein Bild, das bisher nicht bekannt war, was auch wiederum ein verkaufförderndes Argument sein kann.

 

Ausschlaggeben, so meine ich, war allerdings der Umstand, daß Christie`s das Bild nicht in einer „normalen“ Altmeisterauktion präsentierte, sondern es im Rahmen einer „Wohnungsauflösung“  verkaufte und zwar der „Collection of Mr. & Mrs. John H. Gutfreund“. Der Name des verstorbenen CEO der Investmentfirma Salomon Brothers und seiner Frau hat offenbar gezogen. Beide waren in den 1980ern ein großer Name in der New Yorker high society. Auch andere Bilder – allerdings von eher mäßiger Qualität – erzielten ebenfalls gute Preise. Christie`s hat stolz verkündet 132% über dem unteresten Schätzpreis beim Verkauf gelegen zu haben. Dabei hatte die „New York Post“ noch vorab bezweifelt, daß die Witte je das rausbekommen würde, was zu Lebzeiten ihres Mannes in die Ausstattung ihrer Penthousewohnung an der Fifth Avenue geflossen seien.

 

Man sieht: Ein großer Name kann immer noch ziehen und potentielle Bieter dazu veranlassen, daß die Begeisterung mit ihnen durchgeht, wenn es darum geht ein Stück mit Aura zu erwerben. Denn hätte man manch ein Stück aus dem Kontext der Sammlung genommen, es hätte wohl weit weniger gebracht. Es bleibt abzuwarten wieviel das Bild in Zukunft bringen wird.