Es gibt Meisterwerke, die man kennen sollte. Dazu gehört der Genter Altar der Gebrüder Jan und Hubert van Eyck aus dem Jahre 1432. Wikipedia führt sogar einen recht ausführlichen Artikel darüber. Abbgebildet ist hier die Werktagsseite des Altares:
Nun wurden bei Schlosser in Bamberg (21.09.2020) zwei Altarflügel mit der folgenden Beschreibung angeboten:
Zwei Seitentafeln eines Flügelaltars mit Verkündigung und Heiligen
Deutschland, 18. Jh. und Niederlande 16. Jh.
Verkündigungsszene mit Engel und Maria in einem Interieur mit Goldranken im oberen
Bereich, Arbeit eines niederländischen Meisters des 16. Jh.; auf den Rückseiten in
Landschaften der an einen Baum gefesselte und von Pfeilen durchbohrte Sebastian sowie ein
Bischof, seinen abgeschlagenen Kopf auf einem Buch tragend, wohl Alban von Mainz oder
Dionysius von Paris, diese Süddeutschland, 18. Jh. Öl/Holz. 88 x 24,5 cm, Außenmaß 99 x 35
cm. – Restauriert.
Eigentlich sollte man bei einem renommierten Aukionshaus wie Schlosser meinen, dass sie so etwas fundamentales wüssten. Zwar ist formal an dem Beschreibungstext alles richtig, aber immerhin erwirbt ein potentieller Kunde eine Kopie nach einem der bekanntesten Altäre der Welt. Und davon wurden eine Menge hergestellt. So hat die Berliner Gemäldegalerie anhand von Kopien aus dem 16. Jh. und 17. Jh. dessen Wirkungsgeschichte nachverfolgt. Wer mehr über diesen faszinierenden Altar und seine Kopien wissen möchte, dem sei die Publikation: Der Genter Altar der Brüder van Eyck: Geschichte und Würdigung, hg. von den Staatlichen Museen zu Berlin 2014, empfohlen.
Wie man sieht, hat sich der unbekannte Künstler ein paar Freiheiten genommen und die Szene ein wenig farbenfroher gestaltet. Auch hat er den Hintergrund ein wenig vereinfacht oder soll man sagen, modernisiert? Immerhin war die Gotik passé und quadratische Fenster haben da wohl eher den Zeitgeschmack getroffen. Ob man für 1800 Euro plus 28% Kommission ein Stück Zeitgeschichte erwerben möchte, sei jedem selbst überlassen.