Keck und herausfordernd schaut uns hier angeblich Ceres an. Ein Weinpokal in der erhobenen rechten Hand, ein keckes Lächeln auf den Lippen und vor allem leicht bekleidet: So bietet sie uns die Üppigkeiten der Natur an. Verkauft wurde sie am 14. September bei Lucas Aste in Mailand:

Constantijn Netscher (L’Aia 1668 – 1723), Cerere

Bild: Lucas Casa Aste, Mailand

 

Das, Bild, das vollmundig als Allegorie angeboten wurde, ist allerdings keine. Denn Ceres wird eher als bekleidete Dame abgebildet denn als weinselige, halb bekleidete Schönheit. Auch trägt sie für gewöhnlich eine Ährengarbe in der Hand und keinen Weinpokal. Die Darstellung passt daher viel besser auf eine Mänade oder Bacchantin, also einer Anhängerin des Weingottes Dyonisos. Warum auch sonst verweist sie mit einem Zeigegestus auf die neben ihr liegenden Weintrauben?

 

Nun ist ein Bacchant eine Person die gerne betrunken ist und enthemmt feiert. Also eine Person, die sich im Leben gut gehen lässt. Das passt eigentlich nicht zu Constantin Netscher, den Sohn von Caspar Netscher. Denn wie sein berühmter Vater war er in Den Haag unter anderem für die im Exil weilenden Elisabeth Stuart, Kurfürstin von der Pfalz, als Maler tätig. Und dort ging es streng calvinistisch, sprich protestantisch – ernst zu. Daher ist es zu bezweifeln, daß dort nackte Damen gut angekommen wären. Wie eine Ceres von Netscher ausgesehen hätte, wenn er dann eine gemalt hätte, kann man in etwa diesem Bild aus der Werkstatt des Nicolaus de Larillère entnehmen:

 

Bild: Wikimedia commons

 

 

Und da eben Netscher für gut situtierte Kreise malte, dürfte er von solchen Darstellung eher abstand genommen haben. Netscher ist auch eher für Portraits und ganzfigurige Szenen bekannt und diese sind in der Regel vollständig angezogen.

 

Wer hat also die halbnackte Bacchantin gemalt? Als Vorbild dürfte dafür eine Malerschule in Frage kommen, die bei der konfessionellen Gegenseite gelernt hat, wo es zumindest in den Bildern etwas freizügiger zugeht. Die Rede ist von der Malerschule von Utrecht, deren Maler im katholischen Italien ihr Handwerk gelernt und sich dort dem Realismus eines Caravaggios verschrieben hatten. Und so dürfte es sich bei vorliegendem Bild bei einem Maler handeln, der in den Umkreis von Hendrik ter Bruggen geschult worden sein könnte. Ter Bruggen hat ein solches Sujet tatsächlich auch gemalt und das ist dabei herausgekommen:

 

 

Bild: Wikimedia commons