Blumenstillleben sind nicht nur eine Spezialität in Flandern gewesen, sondern auch in Italien und insbesondere in Rom und Neapel hat man sich dieser Kunst angenommen. Bei Neumeister in München ist dabei folgendes interessante Stück am 15. Juli zur Versteigerung gekommen:

Italien (Neapel)
um 1700

Blumenkranz mit Darstellung einer südlichen Uferlandschaft

Öl auf Kupfer. 23,5 x 30 cm. Rest. Min. besch. Rahmen besch.

Im englischen Kunsthandel wurde 1983 ein kompositionell, künstlerisch und auch bezüglich seiner Maße sehr vergleichbares Gemälde angeboten (Öl auf Holz, 25 x 35 cm. Ausgestellt bei Chaucer Fine Arts, London. Abbildung in der Fototeca der Fondazione Zeri, Bologna, Nr. 86427). Dieses Stillleben wurde als Gemeinschaftsarbeit des Blumenmalers Gasparo Lopez (1650 o. 1677 Neapel – 1732 Florenz o. Venedig) und des Landschaftsmalers Alessio de Marchis (1675 o. 1684 Neapel – 1752 Perugia) eingeordnet.

Bild: Neumeister Auktionen, München

 

Diesen erklärenden Worten des Auktionshauses sollen noch ein paar Anmerkungen hinzugefügt werden.  Hier erst einmal der Link zu dem in der Fondazione Zeri vorhandenen Vergleichsbild:

 

Blumenkranz mit Landschaft, Nr.86427

 

 

Eigentlich ist es ziemlich ungewöhnlich, daß in Italien so etwa wie Arbeitsteilung bei Gemälden gibt. Dies ist eigentlich aus Gebieten jenseits des italienischen Kulturraumes bekannt, sprich vor allem aus den Niederlanden.

 

Nun hat man in Italien eher weniger darum gekümmert was irgendwo in Europa andere Maler machten.  Der „Kulturtransfer“ ging in der Regel von Süd nach Nord. Beim Stilleben hat man aber durchaus mal gerne eine Ausnahme gemacht. Vorliegendes Bild steht deutlich in einer „nordischen“ Tradition. Blumen und Blumenkränze sind etwa die Spezialität der Famlie Brueghel, für figürlichen oder landschaftlichen Darstellungen hat man sich je nach Auftrag einen Maler gesucht. Beispielsweise etwa Carl Rottenhammer, den Pieter Breughel, genannt Blumenbrueghel, in Rom während seines fünfjährigen Aufenthaltes kennenlernte, wo übrigens auch ein weiterer Landsmann, der Landschaftsmaler Paul Bril, tätig war.

 

Das Vorbild hat Schule gemacht. Langsam aber sicher hat sich die Art der Darstellung auch in Italien zu einer Eigenständigen Gattung entwickelt. Das Grundlegende Buch zur „natura morta„, also zum Stilleben in Italien, hat übrigens Federico Zeri herausgegeben. Neapel hat dabei eine besondere Rolle eingenommen.

 

Gerade bei Stilleben ist es schwierig einen Namen zu finden, insbesondere wenn sie nicht von einem richtig bekannten Maler kommen. So mag es kaum überraschen, dass vorliegendes Bild auch erst das zweite ist, das in Zusammenarbeit zwischen Gaspare Lopez, genannt Blumenlopez, und dem Landschaftsmaler Alessio de Marchis, bekannt geworden ist. Die identischen Maße, sowie das gleiche Design lassen vermuten, daß sie als Pendants konzipiert wurden, möglicherweise sogar als Serie mit mehreren Bildern von denen wir allerdings bisher keine Ahnung haben.

 

Hier ist also noch „Luft nach oben“ für Entdeckungen. Das Bild wechselte übrigens für 1800 Euro den Besitzer. Herzlichen Glückwunsch dem Käufer.