Bekannte Namen machen sich ja als Verkaufsargument immer gut. Nun hat das Auktionshaus Henry’s dies zwar nicht dirket mit einer Zuschreibung versucht, sondern hat den Namen im Katalogstext untergebracht:
Abbildung: Henry’s Auktionshaus, Mutterstadt
„UNBEKANNTER KÜNSTLER: Tafelbild, 17.Jh., Sujet nach dem Vorbild Lucas Cranachs d.Ä., Christus segnet die Kinder, nach Mk 10, 13- 16, verbildlicht den protestantischen Glauben an den göttlichen Gnadenakt als Weg in den Himmel.“
Nun, mit Lucas Cranach hat das Bild eher nichts zu tun. Doch wenn man nicht mehr weiter weiß, dann reicht es auch einfach zu schreiben „Sujet nach Lucas Cranach“. Das stimmt, denn dieser hat die Kindelein, die zu Christus kommen, ganz gerne gemalt. Hilft uns allerdings im vorliegenden Fall aber nicht wirklich weiter.
Immerin stimmt die grobe Einordnung in den deutschen Kulturkreis, denn das Bild kann irgendwo in den Umkreis des Hans von Aachen verortet werden. Zwar ist das Sujet „Lasset die Kinder zu mir kommen und währet ihnen nicht“ bei Aachen eher ungewöhnlich, aber auch nicht ausgeschlossen. Jedenfalls lässt sich die Schule des Hans von Aachen stets gut daran erkennen, daß sie mit Figuren aus dem Setzkasten arbeitet. Besonders gerne kommen sogenannte Repoussoirfiguren – also Figuren und Gegenstände, die Tiefe im Bild erzeugen sollen – zum Einsatz. Glücklicherweise werden dabei immer wieder gerne die gleichen Typen wiederholt, wie die Dame links unten im Vordergrund.
Ein gutes Beispiel wurde erst vor kurzem (29.11.) in Italien bei Bertolami Fine Art in Rom zur Versteigerung gebracht:
Bild: Bertolami Fine Art
Vorliegendes Bild sieht schon recht italianisiert aus; so ist die Art der Darstellung deutlich florentiner und römischen Einflüssen zu verdanken. Die Figur aber links unten trägt eindeutig die Handschrift der Werkstatt Hans von Aachens. Man kann es immer wieder an den etwas wild in alle Richtungen gebogenen Fingern sehen. Auch eine Möglichkeit manieristisch zu malen.
Hier noch eine weitaus weniger gut gelungene Kopie des gleichen Sujets, die in der Bayerischen Staatsgemäldesammlung, Staatsgemäldesammlung im Schloss Johannisburg in Aschaffenburg, aufbewahrt wird:
Bayerische Staatsgemäldesammlung, https://www.sammlung.pinakothek.de/de/artwork/M0xyZKBLpl
Also: Schwups das Sujet verändert und einfach die Figur in einen anderen Zusammenhang gesetzt und fertig ist die neue Darstellung mit „Jesus mit den Kindern“. Mit einem Ansatzpreis von 7000 Euro ist das Bild bei Henry’s zwar kein Schnäppchen, ist aber noch ein günstiger Ansatzpreis, wenn man sich mal irgendetwas aus dem Umkreis von Hans von Aachen gönnen möchte.
